Freitag, 21. September 2012

Gerald Celente in Berlin: falling in love & haunted by Hitler


Wenn ein New Yorker Berlin besucht oder: falling in love & hunted by Hitler
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ein freiübersetzter ‚Reisebericht‘ aus dem Vorschau-PDF des "Trend Journals" vom Herausgeber Gerald Celentes über dessen Berlinaufenthalt und seine damit verbundenen Gedanken zur gegenwärtigen Krise und ihren Folgen

  
In den nächsten vier Jahren erwartbar:
Der erste große (Welt-)Krieg des 21. Jahrhunderts

Ich war noch nie in Berlin. Alles was ich darüber wusste, kannte ich nur aus Geschichtsbüchern oder dem Fernsehen. Es zog mich hierher, um die Produktion der deutschen Ausgabe des „Trendjournals“ und die der europäischen Variante des „Trends Research Institutes“  voranzutreiben. Und es ist keine Übertreibung wenn ich sage, dass mir etwas seit der Fahrt vom Flughafen ins Hotel bis heute gedanklich zu verfolgen („haunted“) scheint. Nach dem Hotel-Checkin zeigten mir meine deutschen Kollegen dann aber erst einmal im Schnelldurchlauf Berlin und ich verstand recht schnell recht gut wie die Leute hier denken und fühlen, wie der Ort architektonisch beschaffen ist.
Viel Schönheit kann hier bestaunt werden – tolle Läden und ziemlich breite Fußwege, die selbst Kaffeetischen und Radfahrern genügend Freiraum bieten. Welch‘ Hochkultur, dachte ich. Doch etwas anderes gab mir zu denken: Für eine 3,5-Millionen-Stadt war es außerordentlich leise. Geschuldet ist dies wohl den breiten, baumgesäumten Straßen, die die Geräuschkulisse förmlich zu verschlucken scheinen. Auch wirkten die meisten Gebäude selten höher als 15 Stockwerke, sodass der Lärm nicht wie in anderen Metropolen sturzflutgleich durch die Hochhausschluchten donnerte. Parkähnliche Grünflächen erstrecken sich außerdem über die ganze Stadt. Ja, es war beängstigend still!
Ich verliebte mich umgehend. Von allen Städten der Welt, die ich bereist habe, empfand ich Berlin als die hippste. Aber ich war ebenso sehr aufgewühlt wie beeindruckt. Einige der Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren einfach umwerfend prächtig. Stark und kühn, eben Deutsche Qualität ausstrahlend. Umso mehr ich aber sah, desto niedergeschmetterter fühlte ich mich. Am späten Nachmittag begann mir dann auch langsam bewusst zu werden, warum…
Es schien, als wäre kaum ein kompletter Straßenzug in diesem architektonischen Meisterstil erhalten geblieben; stattdessen füllen fast überall flüchtig hin gezimmerte Nachkriegsbauten die Lücken. Es war immer dasselbe: ein paar alte Gebäude, viele neue daneben und wieder ein paar alte. Ich begann mir vorzustellen, wie Berlin vor der Zerbombung ausgesehen haben muss – viel großartiger noch als Paris seinerzeit! Deutschland, so dachte ich, muss in den 1930er Jahren die zivilisierteste westliche Gesellschaft gewesen sein. Die Kunst und Kultur, die Philosophie und Architektur – was für eine Hochkultur! Und was für Persönlichkeiten: Bach, Beethoven, Goethe, von Wagner zu Einstein über Fritz Lang und Marlene Dietrich.
“Das sind die Deutschen!”, sagte ich zu mir – stark, gebildet, stolz und edel. „Wie konnte sich diese großartige Gesellschaft nur von einem Freak wie Hitler zerstören lassen? Warum erhoben sich die Menschen nicht, sondern ließen sich von ihm bereitwillig ins Schlachthaus führen? Es war ja nicht so, als wäre Deutschland innerhalb einer Woche zerbombt worden. Dieser Prozess dauerte von 1940 bis 1945 an. Wann also wurde es ihnen Zuviel?
Für mich ist das weniger eine philosophische Debatte als viel mehr eine Frage über Leben, Tod und von menschlichem Geist. „Ich weiß doch ich weiß“, sagte ich mir selber. Hitlers Machterlangung war eine Folge der widrigen Bestimmungen des Versailler Vertrags nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, bla bla bla. Doch mitnichten, es ist weit komplexer als oft angenommen. Irgendetwas anderes erlaubte dem großartigen Deutschen Volk sein Schicksal in die Hände eines two-bit-Freaks* zu legen, den Charlie Chaplin noch überzeugender spielen konnte als er sich selbst. Ich selbst übrigens bin italienischer Abstammung - eine lange Liste hoher italienischer Persönlichkeiten schießt mir sodann durch den Kopf: Michelangelo, DaVinci, Rossini, Caruso, Puccini, Galileo… was für eine Geschichte, was für eine Kultur! Und dann fragte ich mich wieder: „Wie konnten sich die Italiener von einem ‚two-bit-freak‘ wie Mussolini gesellschaftlich dermaßen zersetzen lassen? Wie kommt es dazu, dass sich selbst kluge Menschen von einem Comicclown in die Irre führen lassen?“

Und dann ist da heute noch Amerika mit einem ebenso großartigen Volk. Wie nur konnte sich auch dieses von einigen „two-bit Freaks“ (ver)führen und zerstören lassen? Clinton, Bush, Cheney, Obama, Romney? Das ist doch alles ein und dieselbe “two-bit freak-show“, schaut euch doch weltweit um: Blair, Cameron, Rajoy, Netanyahu, Merkel, Monti, Berlusconi, Sarkozy, Hollande… schau auf dein Land und nimm dessen Präsidenten, Premierminister oder Kanzler: alles „two-bit-freaks“ in meinen Augen. Und sie sind gefährlich. Sie beginnen Kriege, töten Millionen, zerstören Nationen. Sie stehlen euer Geld und teilen es unter sich auf. Und bis auf wenige Ausnahmen lässt es ein jeder mit sich machen. Ja selbst unter ihresgleichen wird darum, wer denn der bessere Freak wäre, mitunter gestritten bis zum Tod.


Menschen oder Mäuse? (mice or men?)

Hitler verhexte mich seit der Landung in Berlin. Was bloß im menschlichen Geist ermöglichte dies alles? Doch es passiert heutzutage schon wieder: unsere Politiker führen uns ins Verderben. Und genau wie früher lassen es die Leute wieder mit sich machen. „Der erste Weltkrieg des 21. Jahrhunderts“ hat genau vor unseren Augen begonnen. Aber niemand, weder die Politiker noch die Medien erkennen dieses Ereignis. Stattdessen werden Zwischenfälle nebulös verschwiegen und immer losgelöst aus dem Gesamtkontext der weltweiten krisenhaften Entwicklung als „Einzelfälle“ betrachtet, als hätte das eine nichts mit dem anderen zu tun.

Eines Tages wird in den Geschichtsbüchern vielleicht die allgemeine Erkenntnis stehen, dass dieser Krieg wohl wie seine Vorgänger der 1. und 2. Weltkrieg in Europa begann. Allerdings wäre dies eine zu vereinfachte Sichtweise (Kriegsgründe sind stets sehr vielschichtig), da zwar die europäische Schuldenkrise derzeit in den Nachrichten genau wie in dieser Ausgabe des Trend Journals verstärkt in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Aber Kriege beginnen nicht einfach plötzlich mit der Ermordung eines Kronprinzen, dem Versenken eines Luxusdampfers (Lusitania) oder dem Bombenangriff auf Pearl Harbor – das sind nur die Auslöser; der Weg zum Krieg ist viel länger.
Folgt doch beispielsweise nur einmal der vergleichenden Logik der Zeitgeschichte:
Der Crash von 1929, die Weltwirtschaftskrise, Währungskriege, Handelskriege – all dies mündete in den Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte scheint sich heute auf doch merkwürdige Weise zu wiederholen: Die Börsenpanik von 2008, die andauernde Rezession/ Depression, Währungs- und Handelskriege führen in den „ersten Weltkrieg des 21. Jahrhunderts“.

Und im Kern des Krieges wird es ganz gleich seiner späteren historischen Rezeption nach nicht um Repressionsangst, Demokratiebedürfnis, Religionskriege oder territoriale Streitigkeiten gehen – nein, kausal wird sich alles auf „Geld, Macht und Habgier“ belaufen.


Gerald Celente originally on Trends Journal Preview


Berlin ist toll

Und dass die transnationale Wirtschaftskrise nichtkriegerisch überwunden werden kann, konnte bisher auch nur in der Mainstreamsuppe des unmündigen Systemkaspers Platz finden

* „two-bit freak scheint ein selten benutzter Ausdruck der politischen Debatte aus dem Englischen und beschreibt in seiner sinngemäßen Übersetzung wohl jemanden, der unter dem durchaus charismatischen Deckmantel des Wohlwollens das Volk hintergeht, ausbeutet, unterdrückt und sich zur eigenen (Macht-)Befriedigung mit anderen Eliten „ins Bett begibt“. Eine genaue(re) Übersetzung als Einzelwort lässt sich nicht wirklich finden, ließe sich bei "two-bit freak" aber vielleicht noch mit "Politkasper" oder "Politmafiosi" am ehesten beschreiben.



PS: die Links sind des Hintergrundwissens wegen selbstverständlich redaktionell hineineditiert worden

PPS: Gerald Celentes Prognosen könnten Hand in Hand gehen mit den Alois Irlmaier Prophezeiungen, welche beispielsweise die aktuelle Flüchtlingskrise als Vorzeichen eines dritten Weltkrieges vorausgesagt haben. Es bleibt spannend, seid vorbereitet und wachsam und glaubt nicht den Ausführungen der Massenmedien - vertraut eurer Intention.